Die warme Zeit endet langsam und für mich kommt dann immer der Lesewinter. Und den Lesewinter in diesem Jahr möchte ich gerne mit euch allen teilen, indem ich euch monatlich eines meiner Lieblingsbücher für die dunklen und kalten Abende vorstelle. Nun also zu meiner ersten Buchempfehlung für den November. Von den 86 Büchern, welche ich dieses Jahr bisher gelesen habe, wandern meine Gedanken besonders oft zurück zu einem bestimmten Buch:
RETRO – Geh nicht online
von Sofía Lapuente und Jarrod Shusterman
In Zeiten der voranschreitenden Digitalisierung verbringen immer mehr von uns viel Zeit vor elektronischen Geräten. Ich behaupte absolut nicht, dass das unbedingt schlecht ist – das ist es nämlich auch gar nicht. Digitalisierung bedeutet nämlich auch die Möglichkeit zu selbstständigem Lernen, den kritischen Umgang mit digitalen Medien und das schnelle Kommunizieren. Dafür sein Handy zu nutzen ist simpel und sein Handy hat man eh stets dabei. Gleichzeitig verlieren insbesondere wir Jugendliche aber immer mehr die eigentliche Welt aus den Augen – und das wiederum ist dann doch nicht wirklich gut. Am Ende hilft es dann nur, Kontrolle und Regeln einzuführen, so mussten dann auch die Handyregelung an unserer Schule eingeführt werden. Social Media, digitaler Druck und Viralität bestimmen zudem zunehmend auch unser Verhalten. Wir sind uns gar nicht mehr bewusst, wie unser Handeln in der digitalen Welt unser und das Leben anderer beeinflusst.
Und das ist einer der Punkte, welche die Autoren in ihrem Jugendthriller behandeln. In Wut und Trauer trifft man Entscheidungen, welche man hinterher bereut. Und damit beginnt das Buch auch: ein impulsiver Fehler. Luna, die Hauptprotagonistin in dem Jugendroman, lädt ein nur wenige Sekunden langes Video ihrer Freundin hoch. Dieses geht umgehend viral uns zerstört das Leben ihrer Freundin. Zeitgleich läuft der Aufruf zu einer ganz besonderen Challenge an, zu welcher sich Luna aus Schuldgefühlen anmeldet. Die Challenge ruft zu einem Jahr ohne Handy, Internet und Social Media auf. Doch der Verlauf entwickelt sich anders als die „Retros“ – eine Gruppe von Leuten, die sich nach der alten Zeit vor der Digitalisierung zurücksehnen, dachten…
Mich hat dieses Buch nicht nur aufgrund der Aktualität berührt, sondern es ist mitreißend geschrieben und regt zum Reflektieren und Nachdenken nach. Das Buch legt Fragen offen, welche uns alle betreffen: Wer sind wir, wenn wir uns nur noch durch Likes und Filter identifizieren? Können wir überhaupt noch ohne Internet leben?
Ein absolut berührendes und nachhaltig in Erinnerung bleibendes Werk, das nicht nur für Leseratten und Bücherwürmer eine tolle Nahrung für nasskalte Herbstnächte darstellt, sondern auch für diejenigen absolut empfehlenswert ist, die mit bedrucktem Papier in ihrer Freizeit eigentlich nicht so viel anzufangen wissen.
Ich würde mich über Leserbriefe und Rückmeldungen freuen, wenn es dieses Buch vielleicht doch unter das ein oder andere Kopfkissen oder auch in das ein oder andere Regal von euch schaffen sollte.
Text: Sonja Knoll


